Q&A über Cholesterin

Cholesterin ist der Böse im Film “Herz-Kreislauf-Krankheiten und ihre Verursacher”. Doch stimmt das wirklich? In letzter Zeit werden immer öfter kritische Stimmen laut.

Jährlich sterben 17,5 Millionen Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie sind damit die häufigste Todesursache in den westlichen Industriestaaten. Schuld wird oft dem Cholesterin gegeben.

In letzter Zeit werden aber kritische Stimmen immer lauter, die die vorherrschende Meinung zum Thema Cholesterin kritisieren. Diese Stimmen sehen keinen Zusammenhang zwischen dem Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen und Cholesterin. Wir haben die beiden Positionen gegenübergestellt.

Die Rolle des Cholesterins im Körper

Vorherrschende Meinung: Ohne Cholesterin kann der Mensch nicht leben. Es zählt zu den fettähnlichen Substanzen, festigt die Zellmembranen und trägt zur Bildung von Hormonen und anderen Stoffen bei. Es wird hauptsächlich von der Leber produziert und muss deshalb nur in geringen Mengen über die Nahrung aufgenommen werden.

Kritische Stimmen: Fast alle Körperzellen können Cholesterin selbst bilden. Das bisschen Cholesterin, das noch benötigt wird, stammt aus der Nahrung oder wird von der Leber gebildet. Wer unter Cholesterinmangel leidet, entwickelt neurologische und andere Störungen und hat ein geschwächtes Immunsystem. Dieser Mangel hat genetische Gründe.

Gibt es „gutes“ und „schlechtes“ Cholesterin?

Vorherrschende Meinung: Es gibt das gute HDL und das schlechte LDL-Cholesterin. Haben wir zu viel LDL, kann es der Theorie nach zu Fettablagerungen und Arterienverkalkungen kommen. HDL-Cholesterin transportiert überschüssiges Cholesterin aber wieder zur Leber, wo es über die Galle ausgeschieden wird.

Kritische Stimmen: Es gibt nur ein Cholesterin, aus dem sich die Lipoproteine HDL und LDL bilden. In Untersuchungen wurde ein hoher HDL-Spiegel mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Oft wird aber Ursache und Wirkung verwechselt. Bewegt man sich z. B. nicht, steigt der LDL-Spiegel. Das Problem ist aber nicht das LDL, sondern die mangelnde Bewegung. Cholesterin ist also ein schlechter Indikator für den Zustand des Herz-Kreislauf-Systems.

Über die Gründe für einen erhöhten Cholesterinspiegel

Vorherrschende Meinung: Es gibt mehrere Faktoren, die einen hohen Cholesterinspiegel zur Folge haben. Neben genetischer Veranlagung spielen auch das Alter, das Geschlecht, eine fettreiche Ernährungsweise, Bewegungsmangel, Rauchen und Fettstoffwechselstörungen eine Rolle.

Kritische Stimmen: Ein erhöhter Cholesterinspiegel ist nicht unbedingt ein Symptom für eine Krankheit, kann aber auf einen gestörten Lipoprotein-Stoffwechsel hinweisen. Man kann auch gar nicht von einem „normalen“ Stoffwechsel sprechen, denn jeder Mensch ist anders und der Wert ist sogar im Tagesverlauf nicht stabil.

Zieht ein hoher Cholesterinspiegel ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte nach sich?

Vorherrschende Meinung: Die zunehmende Ablagerung von überschüssigem LDL-Cholesterin führt zu Atherosklerose. Diese wird auch durch andere Faktoren wie Diabetes und Rauchen begünstigt. Durch diese Verkalkung der Arterien werden die Herzkranzgefäße verstopft, wodurch es zur Koronaren Herzkrankheit kommt, der häufigsten Todesursache in den westlichen Industrienationen.

Kritische Stimmen: Es wurde nie wirklich bestätigt, dass ein niedriger Cholesterinspiegel vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt. Das stimmt nur in Ausnahmefällen. Cholesterin ist unschuldig, denn ein Herzinfarkt entsteht durch das Verstopfen von Arterien durch Blutgerinnsel. Die Gefahr von LDL geht nicht von der Konzentration im  Blut aus, sondern von der Oxidation. Diese wird durch Rauchen, zu wenig Bewegung und eine ungesunde Ernährung gefördert. Eine Senkung des Cholesterinspiegels beugt also einem Herzinfarkt nicht vor. Erwähnt werden muss noch, dass in Studien die positive Wirkung auf das Infarktrisiko von Antioxidantien, die Oxidationsprozesse aufhalten, nicht bestätigt werden konnte.

Wie kann man die Cholesterinwerte beeinflussen?

Vorherrschende Meinung: Gesunde Ernährung und körperliche Aktivität sind die Grundlage. In Kombination mit Gewichtsreduktion, Rauchverzicht und der Verringerung des Alkoholkonsums kann der Cholesterinspiegel um rund 15 % gesenkt werden.

Kritische Stimmen: Wenn man davon ausgeht, dass Cholesterin unschuldig ist, braucht man seine Werte nicht zu beeinflussen. Am besten, man wählt einen Lebensstil, der die Herzgesundheit fördert.

Senkt eine fettarme Ernährung das Risiko für Herzinfarkte?

Vorherrschende Meinung: Es kommt auf die Fette an. Gesättigte Fettsäuren gelten als Cholesterintreiber und Verursacher von Herzinfarkten. Deshalb sollten eher ungesättigte als gesättigte Fettsäuren konsumiert werden.

Kritische Stimmen: Eine hohe Menge an gesättigten Fettsäuren erhöht den Lipoproteinspiegel im Blut und damit auch das Cholesterin. Die Aufnahme von ungesättigten Fettsäuren (vor allem Omega-6) lässt den Lipoproteinspiegel sinken. Dadurch sinkt aber nicht das Infarktrisiko. Einige Studien deuten darauf hin, dass der Verzehr von Omega-6-Fettsäuren sogar das Infarkt- und Krebsrisiko erhöht.

Hinweis: Die Aussagen in diesem Artikel sind rein informativ. Es handelt sich nicht und Behandlungsempfehlungen und die Informationen können den kompetenten fachmedizinischen Rat eines Arztes nicht ersetzen. Bitte wenden Sie sich bei Bedarf immer an den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens.